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Die etwas andere Geschichte des Taekwon-Do

Die geneigten LeserInnen dieser Seite mögen bitte verstehen, dass ich nicht die Absicht habe, hier die Mär der sogenannten Jahrtausendealten Tradition des Taekwon-Do abermals zu wiederholen. Die nachfolgende kurze Stellungnahme zu diesem Thema, ist ausschließlich meine ureigene Meinung. Es soll hier niemand gekränkt werden. Und man mag mir bitte glauben, daß ich ein eifriger Verfechter des Taekwon-Do bin. Ich liebe und verehre diesen Kampfsport (Kampfkunst), unabhängig von seiner Entstehung, seinem geschichtlichen Hintergrund, sowie seinen Stilrichtungen und Auffassungen.

Die Bezeichnung Taekwon-Do für diese koreanische Kampfkunst ist noch recht jung. Sie wurde erst in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts geprägt. Auch in Korea gibt es nachweislich, wie in vielen anderen Kulturen dieser Welt auch, eine jahrhundertealte Tradition an Kampfkünsten. Daß die Entstehung des Taekwon-Do jedoch ausschließlich auf diese alten traditionellen Kampfkünste zurückzuführen ist, bzw. eine Weiterentwicklung darstellt, möchte ich, wie soviele andere auch, bezweifeln.

Zu den traditionellen Kampfkünsten Koreas können letztendlich Ssireum sowie Taekkyon gezählt werden. Bei Ssireum handelt es sich um einen Ringkampfstil, den es seit der Joseon-Dynastie (1392 - 1910) gibt. Im Unterschied zum japanischen Sumo ist es dabei nicht das Ziel, den Gegner aus dem Ring oder auf den Boden zu stoßen, sondern, ihn durch Ziehen und Ausheben aus dem Gleichgewicht zu bringen. Einflüsse dieser traditionellen Kampfsportart auf das Taekwon-Do können also mit Sicherheit ausgeschlossen werden.

Eine weitere traditionelle koreanische Kampfkunst (Kampfsport) ist das Taekkyon. Auch diese Kampfkunst ist der Joseon-Dynastie zuzuordnen. In koreanischer Schrift (Hangeul seit ca. 1446) taucht der Begriff "Taekkyon" erstmalig in einem Buch auf, das 1798 geschrieben wurde (vor 1446 wurden in Korea Chinesische Schriftzeichen verwandt). Verschiedene Quellen deuten jedoch darauf hin, dass verschiedene chinesische Zeichen wie Taekkyon ausgesprochen wurden. Es handelt sich bei Taekkyon also eventuell um einen alten Begriff. Zuvor benutzte man für Taekkyon wahrscheinlich das Wort Subak. Es kann also angenommen werden (Beweise gibt es meines Wissens allerdings nicht), dass Subak mit Taekkyon identisch gewesen sein muss.

Tatsache ist, daß Taekkyon um die Jahrhundertwende (vom 19. zum 20. Jahrhundert) in Korea nicht mehr weit verbreitet war. Dazu kam, dass die japanischen Besatzer es während des 2. Weltkrieges komplett verboten. Nach der Befreiung Koreas hielt das Taekkyon wieder Einzug.

Von einigen Vertretern des Taekwon-Do wird behauptet, Taekkyon wäre der Vorläufer des Taekwon-Do. Betrachtet man das Taekkyon in seiner Gesamtheit (Grundtechniken, Fußstellungen, Hand- und Fußtechniken, sowie die im Taekwon-Do gänzlich fehlenden Würfe), so kann man eigentlich nur wenig Gemeinsamkeiten erkennen. Die einzige Übereinstimmung sind die in beiden Kampfsportarten ausgeprägten Beintechniken. Die tänzerischen Elemente, sowie die fließenden Hand und Fußtechniken sind im Taekwon-Do absolut nicht zu erkennen.

Geschichtliche Tatsache ist aber auf jeden Fall, daß das Taekwon-Do maßgeblich von Choi Hong-hi entwickelt wurde (selbstverständlich waren auch andere Personen daran beteiligt). Im Jahre 1955 schließlich wurde (ebenfalls maßgeblich durch Choi Hong-hi) der Name „Tae-Kwon-Do” festgelegt. Diese Tatsache wird aus politischen Gründen aber von Süd-Koreanischer Seite nach wie vor verschwiegen.

Choi Hong-hi hat laut eigener Aussage in Japan Karate gelernt. Er soll auch Taekkyon gelernt haben. Betrachtet man die Stände und Stellungen, sowie die Block und Schlagtechniken, so ist zumindest soweit es das traditionelle Taekwon-Do (Hyong Formenschule) betrifft, eine große Übereinstimmung mit dem Karate zu erkennen. Auf jeden Fall war der Einfluß des Karate bei der Entwicklung des Taekwon-Do weit größer, als der des Taekkyon.

 
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